Anders Wirtschaften Jetzt! Online-Diskussion

Online Veranstaltung in Kooperation mit dem **Netzwerk Oekonomischer Wandel (NOW) **mit:

Silke Helfrich, Autorin, Sozialwissenschaftlerin und Aktivistin zu Commons
Friederike Habermann, Volkswirtin, Historikerin und Aktivistin zu Tauschlogikfreiheit
Matthias Schmelzer, Wirtschaftshistoriker und Klimaaktivist
Christian Felber, Volkswirt, freier Autor und Initiator der Gemeinwohlökonomie

Moderation: Ulrike Herrmann, Wirtschaftsjournalistin und freie Autorin

Datum: Do, 11. Juni 2020, 16.30 – 18.00 Uhr
Ort: Videokonferenz, Anmeldung über den folgenden Link

    1. Öffentlich (sichtbar ohne Anmeldung)
    1. 4 Kommentieren
  • Claus Meyer

    Nie war die Zeit so günstig für einen Systemwechsel
    Da ist den Menschen mit dem Corona-Virus etwas sehr Einschneidendes zugestoßen. Um die Ansteckung so minimal wie möglich zu halten, sollen jegliche Kontakte vermieden und auch die Fertigung auf das Notwendigste beschränkt werden. Das ist ein kompletter Umbruch im Umgang miteinander. Alle wirtschaftlichen Kreisläufe sind gestört und teils auf ein Minimum reduziert. Man kann jedoch nicht erwarten, dass nach Aufhebung der Einschränkungen alles wieder im alten Trott weitergeht. Nicht alle Firmen, aber auch Privatpersonen werden das finanziell überleben. In diesem Dilemma steckt nun die ganze Welt.
    Das ist Anlass genug, auf vielen Gebieten eine Änderung vorzunehmen. Schon um die Natur vor übermäßigem Schaden zu bewahren, dürfen wir nicht weitermachen wie bisher. Und es gibt auch Lösungen:
    Das heutige Geldsystem ist der Grund für die meisten Schädigungen und Unzulänglichkeiten in der ganzen Welt. Hier kann nur ein Systemwechsel mit Hilfe der direkten Demokratie die Schädigungen beenden. Das Vollgeldsystem oder noch besser die Modern Monetary Theory (MMT) sind die Grundlage eines besseren Geldsystems. Dann bestimmt und verwaltet allein der Souverain (also eine gewählte Abordnung des Volkes) die gesamte Geldmenge. Somit benötigt jedes Volk seine eigene Währung. Gleichzeitig mit dem bedingungslosem Grundein-kommen erhält der Mensch erstmals die Freiheit der Selbstbestimmung. An Geldbeschaffung darf so nie die Lösung wichtiger gemeinnütziger Aufgaben scheitern.
    Dann hat das Kapital seine Macht verloren, um die Veröffentlichungen solcher Überlegungen zu unterbinden. Bisher bestimmen ja die wenigen Inhaber fast allen Geldes stets alle wichtigen Vorgänge auf der Erde und das immer zu ihrem eigenen Vorteil. Diese heutige Macht des Geldes gehört beendet, sie hat die Natur zerstört und auch einen Großteil aller Menschen zu Sklaven gemacht.
    Nur ein geändertes Geldsystem zusammen mit einer direkten Demokratie kann ein wesentlich besseres Zusammenleben der Menschen bei geringster Schädigung von Erde und Natur erreichen. Ein sinnvolles Gemeinschafts-Verhalten trifft dann die Mehrheit der Bürger alle Entscheidungen. Machtkämpfe zwischen Parteien in der parlamentarischen Demokratie gibt es nicht mehr. Das befähigt zu einem sinnvollen Umgang miteinander unter der geringsten Schädigung der Natur. Einsparungen von fossiler Energie stehen im Vordergrund.
    Zusammen mit der direkten Demokratie verbessert das bedingungslose Grundeinkommen mit Sicherheit das Verhalten aller. Jetzt erhält zum ersten Mal jeder Mensch die Freiheit der Selbstbestimmung, solche vorteilhaften psychischen Veränderungen im Miteinander sind nicht zu ermessen. Alle werden schnell begreifen, dass kümmern sich vorteilhaft für alle auswirken wird, so werden echte wirtschaftlichen Probleme lösbar. Arbeitskämpfe sind nicht erforderlich, da alle Verträge wegen des Grundeinkommens auf gleicher Augenhöhe ausgefochten werden. Berufe mit prekären Arbeiten werden dann sicher besser bezahlt.
    Viele wirtschaftliche Probleme gäbe es überhaupt nicht, wenn alle Firmen sind Genossenschaften, deren Mitarbeiter gleichzeitig auch Miteigentümer sind. Viel Geld in einer Hand ist immer gefährlich. Keine Arbeitskämpfe, kein Konkurrenzdenken, gemeinsam wird versucht, die Versorgung sinnvoll zu organisieren. Dann wären Wirtschaftswachstum, Brutto-Inlands-Produkt, DAX, Aktien alles Fremdworte geworden.
    Das Konkurrenzdenken würde durch Kooperation ersetzt, das würde auch gerade deshalb bei der Globalisierung mitzuarbeiten. Statt Beschaffung von Arbeitsplätzen geht es um die Sicherstellung eines Auskommens aller und den Erhalt öffentlicher Einrichtung.
    Im privaten Bereich stände die Großfamilie im Vordergrund. Die gegenseitige Hilfe bei der Betreuung und Pflege von Kindern und Älteren wirkt sich vorteilhaft bei der sozialen Bindung aus und belastet nicht den Staat. Zur Reduzierung von Energie und Einsparung von Zeit sollten Wohnung, Arbeitsplatz und Geschäfte in der Nähe liegen. Die Konzentration von großen Industriekomplexen sind zu vermeiden. Für Bildung und Ausbildung und Pflege steht dann viel mehr Zeit zur Verfügung.
    Professor Hörmann hat den den Ausdruck „Vollkasko-Mentalität, was geht mich die Welt an“ geprägt. Diese Einstellung wird heute schon im Kindergarten geprägt, sodass eine Änderung des Bewusstseins nicht mehr möglich scheint. Eine konstruierte Mangelwirtschaft bestärkt dann noch den Untertanengeist. Wenn nicht jetzt, wann dann, wir müssen uns alle damit befassen. Die Coronakrise wird sonst mit einem Chaos enden, weil dann die ganze Misere des Geldsystems zum Vorschein kommt. Hinzu kommt die große Zerstörungskraft des Euro gegenüber den wirtschaftlich so unterschiedlichen Euro-Länder. Der Euro gehört schnellstens abgeschafft. Ein großes Desaster sollte doch vermieden werden können. Das Räderwerk der Wirtschaft kann aber nicht einfach wieder so anlaufen, wie es geendet hat, die einzelnen Zahnräder sind zerbrochen. Diese Staatsschulden sind nie mehr tilgbar. Die Klimakrise wird wieder stärker ins Bewusstsein gerückt werden müssen. Lassen wir es nicht zu, dass die Natur weiter so ausgebeutet wird. Voraussetzung ist, dass unser Denken sich vom Technik- und Wachstumswahn wieder dem sozialen Miteinander zuwendet. Das muss in Kürze geschehen, Von den Regierungssystemen ist auch leider keine Lösungen zu erwarten, wir müssen das Heft selbst in die Hand nehmen. Es darf nicht sein, dass der Untertanengeist eine lebenswerten Zukunft unterbindet.

  • Dirk Siegfried Hübner

    Claus, in vielerlei Hinsicht kann ich Deine Meinung teilen.
    Bei einer sehe ich Schwierigkeiten: Bedingungsloses Grundeinkommen! Ja, Gehalt/ Lohn ist ein "Hygienefaktor". Aber auch ein Motivation, Status und gerichtet Ausgleich. Was geschieht mit den ganzen 450,- € Kräften die in Deutschland vielfach den Betrieb aufrecht erhalten? Verkäufer/in im Lebensmitteleinzelhandel, Bäckerei, Tankstelle, Kiosk, etc.
    Wer soll bzw. möchte die Jobs machen die getan werden müssen - und zwar zuverlässig und termintreu - die aber nur wenige aus "Berufung", "Erfüllung" oder Freude machen und aus dem Home-Office schon einmal garnicht. Wer kommt wenn der Abfluss verstopft ist, wer pflegt die Älteren die keine Großfamilie haben, wer reinigt die Toiletten auf den Raststätten oder die Büros wenn die Angestellten dort im Feierabend sind? Dafür werden wir wenig Freiwillige selbstbestimmte Personen finden die das aus Selbsterfüllung machen möchten.
    Was geschieht mit der Kaufkraft wenn ein jeder ohne etwas dafür zu tun ein bedingungsloses Grundeinkommen hat. z.B. in der so oft zitierten Höhe von 1.000,-€/Monat?
    Mich würde es sehr wundern wenn das die Inflation nicht gewaltig fördern würde.
    Warum sollten sich manche abstrampeln um beispielsweise ein Studium zu absolvieren, oder eine Ausbildung zu machen. Jeder von uns kennt die Situationen wo man auch einmal die Zähne zusammen reisen muss und dem inneren Schweinehund die Stirn zeigt. Wenn man durchhalten muss und will um sein Ziel zu erreichen z.B. den Traumjob mit dem Traumgehalt. In Schweden wurde dieser Versuch bereits gemacht. Er ist nicht geglückt. Wir sind seit Jahrhunderten der Evolution darauf geprägt worden besser zu sein als jemand anderes. Nicht immer und in allen Situationen. Es gibt auch Großverdiener die spenden oder an Hilfsprojekten teilnehmen etc. Schon bei den Frühzeitmenschen hat es Anführer gegeben. Privilegierte Jäger die durch Ihr Talent und Ihre Stärke für das Wohl der Sippe gesorgt haben. Auch hier war es sozial. Aber andererseits auch deutlich härter als bei uns heute. Jeder hatte seinen Platz und seine Stellung und jeder hatte eine Aufgabe in und für die Gemeinschaft. Im Tierreich ist das bis heute so.
    Es wird nicht funktionieren das die einen frühmorgens aufstehen um den ganzen Tag zu arbeiten und andere erst mittags aufstehen um zu frühstücken und dann den restlichen Tag Fern sehen oder Party machen.
    Selbst wenn die offizielle Inflation nicht steigen würde - wovon ich aber ausgehe - so würde es eine inoffizielle Inflation geben. Zumindest im Bereich Dienstleistung. Den Straßenbauer, Kanalarbeiter, Mitarbeiter der Müllabfuhr, etc. bezahlen wir dann horrende Gehälter und im Gesundheitswesen wird es noch weitaus schlimmer als der heutige Unterschied zwischen Kassen- u. Privatpatienten.

    Im mag mich täuschen - ich wünschte es mir sogar - bezweifle es als Realist aber.

    Die Natur braucht einen Preis (Constanza 1997) das ist der Weg den ich bedingungslos mitgehe. Dann ändert sich so manch anderes automatisch direkt mit.

  • Claus Meyer

    Hallo Dirk,
    du bist zu pessimistisch. Es ändert sich damit sicher die Grundeinstellung und wenn alle nichts mehr tun wollen, dann müssen alle eben verhungern. Wenn wir lernen, uns zu kümmern, wäre der Weg zur Rettung von Natur und Erde gesichert.

  • Bianca Schubert

    Hallo Dirk,
    was getan werden muss muss getan werden. Wenn es niemand macht muss man es halt selbst machen. Gerade kleine Jobs sind mit BGE viel leichter zu bewerkstelligen, weil man keine Grenzen einhalten oder überschreiten muss, damit sich das ganze lohnt.
    Mit Sicherheit werden mit einem BGE nicht einige 40-60 Stunden am Tag arbeiten und andere gar nicht, aber das ist doch auch völlig krank. Gehalt kann eine Motivation sein, umso mehr wenn es oben drauf kommt. Aber natürlich würden gewaltige Umwälzungen in der Bezahlung stattfinden, denn die Leute, die wirklich gebraucht werden (Krankenpfleger, Reinigungskräfte u.ä. und heute miserabel bezahlt werden müssten dann gelockt statt gepresst werden. Dass Menschen diese Arbeiten heute trotz miserabler Bezahlung, teilweise aufgestockt mit HarzIV machen reicht wohl um zu verstehen, dass sie nicht in Gefahr sind. An der Uni wurde z.B. auch manche Forschungsarbeit illegal mit HarzIV finanziert...