Über viele Jahrtausende hat sich der Mensch als Teil der Natur und durch die Interaktion mit ihr entwickelt. Mit der Entwicklung des Verstandes und der Fähigkeit uns als eigenständiges, physisch abgrenzbares Ich zu betrachten, fielen wir jedoch aus der natürlichen Ordnung. Spätestens im Zuge der Aufklärung hat der Mensch-Natur-Dualismus und mit ihm ein mechanistisches Naturverständnis endgültig die Weltsicht beherrscht. Neben vielen weiteren Effekten war dies auch der Startschuss für eine Abgrenzung gegenüber Tieren und „niederen“ Lebensformen, denen Geist, Seele und Gefühle abgesprochen wurden, so dass die Beherrschung, Anpassung, Ausbeutung und letztlich Vernichtung von Natur eine logische Konsequenz dieser Weltanschauung waren.
Auch aus Sicht der Salutogenese sind die Bedingungen ganzheitlicher Gesunderhaltung (Kohärenz) nicht mehr gegeben: komplexe, globale Phänomene und Zusammenhänge werden immer weniger für jeden einzelnen verstehbar, der individuelle Gestaltungsspielraum wird immer kleiner und eine (spirituelle) Sinnhaftigkeit ist dem eigenen Tun und Leben oft nicht mehr abzuringen. Hat sich die Welt so verändert, dass sie der menschlichen Natur nicht mehr entspricht?
Wenn man das Fremde als etwas definiert zu dem wir keinen Bezug, keine Beziehung haben, dann reißt im Zuge der Entfremdung etwas ab, wo einst eine Beziehung war. Die wahrscheinlich traurigste Folge des mechanistischen Weltbildes der Aufklärung war, alles gering zu achten, was nicht determiniert, berechnet und verwertet werden kann. Dazu gehören viele sehr existenzielle Eigenschaften: Gefühle, Körperempfindungen, Sinn und Werte, Spiritualität, Gemeinschaft, Liebe oder die sogenannten „brotlosen Künste“.
In diesem Sinne geht es in diesem Seminar unter anderem um die Wiederentdeckung einiger dieser Qualitäten. Das Sinnliche zurückgewinnen, heißt die Erde wiederentdecken postuliert der Naturphilosoph David Abram. In der Permakultur findet sich diese Idee in einer Trinität aus Anteilnahme und Fürsorge, die sich gegenseitig bedingen und auseinander hervorgehen: Peoplecare - Earthcare - Futurecare.
Mit der „Natur“ als Lern- und Entwicklungsumgebung, die uns gleichsam als Objekt, Spiegel und Medium dient, stärken wir Anteilnahme, Verbundenheit, Resilienz und Selbstwirksamkeit. Dazu nutzen wir Meditationen, Achtsamkeits- und Wahrnehmungsübungen, Pflanzenbetrachtungen, Gespräche, Musik und andere kreative Ausdrucksformen, Lagerfeuer-Abende und die Vermittlung von „Wildniswissen“. Wir schlagen den technischen Errungenschaften der Moderne ein Schnippchen und suchen Stille in Zeiten von Reizüberflutung. Wir hören nicht nur zu und schauen hin, sondern lassen uns mit und durch alle Sinne berühren.
„Die Seminarleiter*innen schaffen einen achtsamen, liebevollen und inspirierenden Rahmen, in dem es Raum für Sinneswahrnehmungen, Wertschätzung und Selbstreflexion gibt. Auch der Ort und seine Umgebung, die eine besondere Natürlichkeit und Kraft ausstrahlen, haben mir geholfen, mir selbst näher zu kommen."
Anja, Seminarteilnehmerin.